
Wir überwintern beide das erste mal. Ja auch für mich ist es völlig neu. Langzeitreisen habe ich schon öfters gemacht aber eine Überwinterung ist etwas völlig anderes. Bei Langzeitreisen ändert man in relativ kurzen Abständen den Standort. Das bedeutet das man ständig mit neuen Eindrücken konfrontiert wird. Dabei kann unmöglich Langeweile aufkommen. Natürlich hält man sich auch mal länger wo auf aber der Schwerpunkt liegt mit Sicherheit auf reisen.
Bei einer Überwinterung ist das komplett anders. Zumindest bei einer Überwinterung wie wir sie machen. Bei uns liegt der Schwerpunkt soviel Zeit als möglich Wärme und Sonnenstunden in den Monaten Dezember, Jänner und Februar abzubekommen und dem Körper soviel Ruhe und Erholung als möglich zukommen zu lassen. Natürlich unternehmen wir auch einiges aber unser Bewegungsradius ist in diesen Monaten stark eingeschränkt. Somit wird man nicht ständig mit neuen Reizen geflutet, sondern in vielen Belangen stellt sich Routine ein.
Damit ergibt sich folgende Situation, man verbringt auf weniger als 10 qm Unmengen Zeit miteinander und hat eigentlich nur sehr wenig Möglichkeiten dieser Zweisamkeit zu entrinnen. Bedeutet 24/7 für 3-4 Monate auf 10 qm zu verbringen. Die restlichen 1-2 Monate sind ähnlich einer Langzeitreise.
Dies ist schon eine sehr spezielle Art Zeit miteinander zu erleben. Ich für mich empfinde diese Art Überwinterung als äußerst bereichernde Zeit. Rücksichtnahme, aufeinander eingehen und die Zeit nicht nur sinnvoll zu verbringen sondern sie auch zu genießen bringt eine Partnerschaft wenn sie denn wirklich eine gute ist, in eine andere Dimension.
Ich genieße die alltäglichen Dinge des Lebens gemeinsam zu erledigen. Gerade völlig banale Dinge wie zum Beispiel Einkaufen, Kochen oder der Abwasch zeigt mir wie schön es ist eine Partnerin zu haben. Ich genieße in dieser Zeit diese einfachen Dinge des Leben zu zweit zu erledigen. Selbst die gemeinsamen Mahlzeiten sind ein Genuss und dementsprechend lange dauern diese auch. Frühstück von 10 bis 11 oder gar 11:30 keine Seltenheit sondern eher die Regel. Man hat ja sonst nichts zu tun😉.
Das mag jetzt alles völlig blöd klingen, aber zuhause sind mir diese Dinge lästig. Ob Alltag oder die vielen Ablenkungen die mir geboten werden sind mir dann wichtiger und ich verliere viel gemeinsame Zeit mit meiner Partnerin.
Da wir auch keinen Fernseher nutzen verbringen wir den Abend mit spielen, Lesen, Schreiben, Blog und Vlog bearbeiten oder unterhalten sich ganz einfach. Unterhaltungen wie war der Tag heute, was wollen wir morgen unternehmen, was wollen wir kochen und viele andere ganz banale Dinge. Den Fernseher nicht zu nutzen ist Absicht. Ein Fernseher ist für mich ein Lebenszeitvernichter mit hohem Suchtpotenzial und wenig Nutzen. Entweder man wird mit Informationen geflutet die ohnehin auch wenn wir diese haben nichts in unserem alltäglichen Leben verändern können oder man lässt sich mit mehr oder weniger sinnlosen Filmen und Talkshows zudröhnen. Alleine wenn ich mir abends die Frage stelle: „Was spielt es denn heute?“ zeigt mir wie wenig ich in diesen Augenblick mit meiner Lebenszeit anzufangen weiß. So verschwenderisch damit umzugehen ist für mich erschreckend. Hier nutzen wir unsere Zeit bewusster und haben gar kein Verlangen für den Unsinn „Fernsehen“.
Die Kunst des Überwintern liegt für uns dabei einfach die Zeit und vor allem die Ruhe miteinander zu genießen. Zu lernen nichts zu tun oder tun zu müssen. Einfach den Augenblick auf sich wirken zu lassen. Wir stehen zwar erst am Anfang bekommen aber unseren für uns neuen Lebenswandel zwischenzeitlich sehr gut hin.